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Der Pinzgauer Spaziergang: ein harter Spaziergang voller Höhen und Tiefen. Buchstäblich und bildlich.

Susan 14 Juli 2020 Lesezeit 10 Minuten

Der Schweiß steht mir in Perlen auf der Stirn und ich wische ihn mit meiner Handfläche ab. Ich schaue auf meine Uhr: Mehr als 36.000 Schritte gelaufen und 1500 Kohlenhydrate verbrannt. Fast 27 Kilometer gelaufen, 1000 Höhenmesser. Wow, ich bin stolz auf mich und meine Freundinnen. Noch ein letzter Berggipfel und dann werden wir die Bürglhütte sehen. Noch eine halbe Stunde laufen und dann haben wir es geschafft: Der Pinzgauer Spaziergang. Dieser Pinzgauer Spaziergang ist einer der schönsten Höhenwege der Ostalpen mit einer fantastischen Aussicht auf die Schneegipfel der Hohen Tauern. Hiermit mein Bericht.

Zweifel Wanderung von Zell am See nach Stühlfelden

Einen Tag zuvor, um etwa halb vier mittags, fahre ich mit dem Lift hoch, zur Schmitten. Auf meinem Rücken ein Rucksack gefüllt mit Schlafausrüstung, Regenkleidung, Blasenpflastern, Versicherungskarte, Sonnencreme, Schmerzmitteln, Magnesium, Sonnenbrille, Schlafsack, 2 Wasserflaschen, Spazierstöcken, Mütze und Essen für unterwegs.

Wenn ich oben angekommen bin, gehe ich zur Pinzgauerhütte in 1700 Metern Höhe. Hier werde ich schlafen und mich geistig auf meine erste lange Wanderung in den Bergen vorbereiten. Ich muss sagen, ich bin ziemlich nervös. Werde ich es schaffen? Ist es nicht zu weit? Zu hoch? Aber ich entscheide mich, nicht nachzugeben und überzeuge mich, dass ich es schaffe werde.

Schlafen in der Pinzguaerhütte in Zell am See 

Die Pinzgauerhütte –in der wir heute schlafen werden – wird kürzlich vom Belgier Frank Bloemen verwaltet. Hier können Sie ab Euro 35 pro Nacht inklusive Frühstück in einem Lager mit mehreren Personen übernachten. Wir haben ein Zimmer für vier Personen gebucht. Ich treffe meine Freundinnen und zusammen trinken wir einen “Hugo Cocktail”, einen erfrischenden Sommercocktail aus Prosecco, Holunderblütensirup und Minze. 

Draussen ist es weniger angenehm, wegen eines heftigen Gewitters. Hmm…es ist also immer noch spannend ob wir unsere Wanderung starten können. Nach einem hervorragenden Diner und einigen Kartenspielen gehen wir schlafen. Wenn man sich in einer österreichischen Hütte aufhält, muss man verpflichtet um 22.00 Uhr schlafen gehen. Das ist die sogenannte Hüttenruhe. Tipp: die Bettwäsche in einer Hütte wird nicht gewechselt. Daher ist es wichtig, dass Sie einen Schlafsack und einen Kissenbezug mitbringen, wenn Sie in einer Hütte übernachten werden.

Tipp: Bringen Sie saubere Bettwäsche mit wenn Sie in einer Berghütte übernachten!

Am nächsten Morgen stehe ich um halb sechs auf und möchte duschen. Oops, eine Stunde zu früh aufgestanden, ich gehe also wieder ins Bett. Ich schaue aus dem Fenster und sehe, dass das Wetter ziemlich gut aussieht. Das Frühstück wird serviert und um 7.36 Uhr fangen wir die Wanderung an. Wir melden Hüttenwirt Frank welche Tour wir geplant haben und was unser Ziel ist. Dies ist wichtig, da in den Bergen alles passieren kann und man nicht immer telefonieren kann. Sollten wir unser Ziel nicht erreichen, kann Hilfe in Anspruch genommen werden. Das gibt uns ein sicheres Gefühl und wir beginnen in guter Stimmung.

Herrliches Wetter und wunderschöne Fernsichten

Wir wandern von Zell am See nach Stuhlfelden. Während der ganzen Route liegt uns das etwa 1000m tiefe Salzbachtal zu Füssen. Darüber ragen einige berühmte Berggipfel hervor: wir sehen den Großglockner, das Kitzsteinhorn, die Granatspitze, den Sonnblick und Großvenediger.

Der Start unserer Tour ist sofort fantastisch. Das Wetter sieht gut aus, die Sonne scheint. Wir gehen abwechselnd durch Wald, schmale Wege und Weiden. Die Aussicht ist unbeschreiblich, auf der rechten Seite sehen wir den Leoganger Steinbergen und auf der linken Seite das Kitzsteinhorn. Bald erfahre ich Probleme mit meinen Schulterblättern, weil ich es nicht gewohnt bin, einen Rucksack zu tragen. Zum Glück sind die Probleme nicht so schlimm und kann ich meinen Weg fortsetzen.

Der Pinzgauer Spaziergang

Der Pinzgauer Spaziergang ist ein Teil des sogenannten Arnoweg. Dies ist eine Ringstraße um das Salzburgerland, eine Strecke von 1200 Kilometern. Die Route ist nach dem Erzbischof von Salzburg zu Zeiten Karls des Grossen benannt. Wenn Sie die komplette Route vollenden möchten, benötigen Sie einige Wochen und eine gute Kondition. Ich muss zuerst diese Route noch vollenden. 

Bald gehen wir an der Hochsonnbergalm vorbei, die einzige bemannte Alm die wir unterwegs treffen werden. Leider noch zu früh für eine Tasse Kaffee. Wir gehen weiter. Meine Freundin Christine hat ihren Hund “Ika” mitgenommen. Es ist ein Labrador, der sich in den Bergen auskennt. Ein ausgebildeter Hund der regelmäßig als Bergrettungshund eingesetzt wird.

Unbeschreiblich

Unsere erste Pause ist nach etwa 2,5 Stunden in einer Schutzhütte auf einer Höhe von 1980 Metern. In dieser Hütte kann man Schutz suchen, wenn sich das Wetter ändert. Zum Glück war dies für uns nicht nötig. Wir genießen die Ruhe und gewinnen neue Energie, indem wir ein Sandwich essen. Wir haben eine kurze Pause genommen, weil wir noch einige Stunden wandern müssen und nicht wissen, wie das Wetter aussehen wird. Ich fühle einen ärgerlichen Druckpunkt in meinem Schuh. Zeit für einen Blasenpflaster. Wir gehen weiter.

Ab und zu weht eine frische Brise und muss die Jacke wieder angezogen werden, dann ist es plötzlich wieder warm und ziehen wir unsere Jacke wieder aus. Alles geht gut, wir geniessen die fantastische Aussicht. Wir gehen durch sumpfige Wiese, begegnen Kühen und Pferden und geniessen die Ruhe. Es ist unbeschreiblich schön auf einer Höhe von 2000 Metern. Wir sehen Piesendorf, Walchen, Niedernsill und Uttendorf; alle diese Orte liegen 1000 Meter tiefer. Auf der anderen Seite des Berges sehen wir die Skilifte von Saalbach und Hinterglemm. Ab und zu gibt es eine Steigung. Wir treffen niemanden und behalten die Wolken im Auge. Eigentlich ist das Wetter ideal, denn wenn die Sonne den ganzen Tag scheinet, wäre es zu heiß und würde ich wahrscheinlich Kopfschmerzen haben. Mir geht’s gut, das Wetter ist schön und wir gehen weiter.

Die letzte Stunde unserer Wanderung

Nach sieben Stunden und einigen kurzen Pausen freue ich mich darauf, unser Ziel zu erreichen. Es geht mir gut, aber meine Beine fühlen sich schwer an. Glücklicherweise gibt es keine neuen Blasen. Noch ein letzter Berggipfel und dann sehen wir die Bürglhütte. Noch etwa eine halbe Stunde. 

Wir werden es schaffen! Um 15.38 Uhr erreichen wir die Terrasse der Bürglhütte in Stuhlfelden. Wir geniessen eine wohlverdiente Tasse Kaffee und um unsere Ankunft zu feiern trinken wir zusammen einen Zirbenschnapps. Wir haben es geschafft.  Mehr als 36.000 Schritte gelaufen und 1500 Kohlenhydrate verbrannt. Fast 27 Kilometer gelaufen, 1000 Höhenmesser. Wir werden mit dem Auto abgeholt. Wir könnten zurück ins Tal gehen, aber das würde mehr als 2 Stunden dauern und das haben wir also nicht gemacht. 

Ich bin sehr stolz auf mich und meine Mitwanderer. Das Wetter war ziemlich gut, wir haben wirklich einen fantastischen Tag erlebt. Ich habe mich selbst übertroffen, ich bin in guter Kondition und kann eine solche Wanderung machen.

Tipp: Auf halber Strecke können Sie auch nach Saalbach abbiegen, diese Wanderung dauert insgesamt 6 Stunden. Sie können dann mit der Schattbergbahn hinuntergehen.

 

 

Über den Autor

Susan Hes
Susan Hes

Susan und ihr Partner sind die treibende Kraft hinter den Unterkünften im Haus Piesendorf. Sie lebt seit mehr als 12 Jahren in Österreich und kennt daher die Region Zell am See am Daumen.